Unser Büchner-Projekt ist aus zwei Stücken von Georg Büchner entstanden, dem Lustspiel „Leonce und Lena“ und dem tragischen Stück „Woyzeck“. Außerdem bringen wir einige Zitate aus Büchners Kampfschrift „Der Hessische Landbote“ und aus seinen Briefen ein.
Zwei Stücke zu einem machen? Geht das? Zumal das eine Stück eine tragische Geschichte erzählt, das andere ein Lustspiel ist? Wir meinen: Es geht, ja, es bietet sich geradezu an. Denn beide Stücke behandeln dieselbe Problematik:
Das Stück „Leonce und Lena“ karikiert die marode Kleinstaaten-Fürstenherrlichkeit und zeigt die Adeligen, die es sich wohl ergehen lassen auf Kosten der kleinen Leute.
Das Stück „Woyzeck“ zeigt das Leiden des niederen Volkes, das ausgebeutet und herumkommandiert wird, aber auch die gut situierten Bürger, die die kleinen Leute ausnützen.Die Adeligen zeichnen sich durch Nichtstun aus, pflegen ihre Langeweile und diffamieren Arbeit als kriminell: „Wer arbeitet, ist ein Verbrecher.“ (Leonce)
Woyzeck hetzt von einem Job zum anderen, um die Existenz zu sichern: „Alles Arbeit unter der Sonn, sogar Schweiß im Schlaf. Wir arme Leut!“ (Woyzeck)
Sie verfolgen absurde Ideale: „Oh, wer sich einmal auf den Kopf sehen könnte! Das ist eins von meinen Idealen.“ (Leonce)
Vor lauter Arbeit können sich die einfachen Leute keine Ideale leisten: „Wir gemeine Leut, das hat keine Tugend.“ (Woyzeck)Auch die Struktur beider Stücke weist Parallelen auf, allerdings sozusagen umgekehrt proportional: Leonce und Lena, zwei Königskinder, sollen verheiratet werden. Beide lehnen sich dagegen auf und fliehen. Woyzeck und Marie leben „ohne den Segen der Kirche“ (Hauptmann) zusammen und haben ein Kind. Zufällig treffen sich die beiden und verlieben sich – allerdings in einer romantisch-morbiden-verschrobenen Art: „Lass mich dein Todesengel sein! Schöne Leiche!“ (Leonce)
Woyzeck muss mehrere Jobs annehmen. Vor allem die Experimente des Doktors greifen ihn physisch und psychisch stark an. Er hat keine Zeit für Marie, die Liebe erkaltet.
Leonce und Lena werden zufällig verheiratet. Happy End: „Morgen fangen wir in aller Ruhe und Gemütlichkeit den Spaß noch einmal von vorne an.“ (Leonce)
Marie lässt sich auf ein Abenteuer mit dem Tambourmajor ein. Woyzeck – getrieben von Visionen und seiner Eifersucht – tötet Marie.Allerdings wollten wir keine Verschmelzung beider Stücke, wohl aber eine Verzahnung, durch die die Korrespondenzen sichtbar werden und erhellend wirken. So finden der Besuch des Tambourmajors bei Marie und die erste Begegnung von Leonce und Lena – die Szenen, die in beiden Stücken den Umschwung bewirken – hintereinander statt. Auch die Hochzeit von Leonce und Lena und die Tötung von Marie sind gegeneinander gesetzt.
Bilder vom Stück