Dracula

2005

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Bram Stokers „Dracula“ gilt als das Original der Dracula- und Vampir-Literatur und zählt heute zu den Klassikern der anspruchsvollen Horrorliteratur.
Der Roman schildert, wie Graf Dracula nach London kommt und dort sein Unwesen treibt: Sein Ziel ist es, immer mehr Menschen das Blut auszusaugen, so dass sie zu Untoten werden. So wird durch ihn eine Kettenreaktion ausgelöst, da diese Untoten aus den Särgen steigen und weitere Menschen in Vampire verwandeln. Eine Gruppe aufrechter Männer (letztlich darf auch eine Frau mitmachen) nimmt die Verfolgung Draculas auf, denn „wir müssen die Welt von diesem Monstrum befreien“.

Man könnte aus diesem Stoff eine schöne Parodie machen, doch wir wollten uns ernsthaft mit dem Dracula-Mythos auseinandersetzen. Uns interessierte die Ambivalenz von Horror und Attraktion: Dracula ist einerseits sehr gefährlich, angsteinflößend, schrecklich, andererseits wirkt er unglaublich anziehend auf das weibliche Geschlecht. Die Idee des Vampirismus entspringt den sexuellen Phantasien der Männer und Frauen: So befindet sich Jonathan Harker, als Vampirinnen auf ihn losgehen, „in einer Agonie lustvoller Erwartung“ und er schließt „die Augen in verlangender Ekstase“. Wir nahmen uns also in einem ersten Ansatz den 537 Seiten starken Roman vor und filterten Situationen heraus, in denen diese Ambivalenz deutlich wird, woraus wir Szenen entwickelten.

Der zweite Ansatz ergab sich aus der speziellen Erzählweise des Romans: Der Autor hat als Erzählform Tagebucheintragungen und Briefe gewählt, also eine subjektive und nicht objektive Sichtweise. Das Geschehen findet in den Köpfen der schreibenden Personen (und zwar ausschließlich der einen, der guten Seite) statt. Diese Tagebuchschreiber kreieren ihre eigene Wirklichkeit, interpretieren diese und legitimieren ihr eigenes Verhalten. Für uns ging es also nicht primär darum, ob das Geschehene wirklich stattgefunden hat oder um den Vampirismus an sich, vielmehr konzentrierten wir uns auf die Entstehung und Verarbeitung des Mythos im Kopf der „Guten“.

Bilder vom Stück