Menthesilea

2018

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„Männer und Frauen sind das nackte Grauen“ (Die Ärzte, „M&F“). „Give blood – but you may find that blood is not enough“ (Pete Townsend, „Give blood“). Liebe und Krieg, Sex und Gewalt – krasse Gegensätze oder unmittelbar miteinander verknüpfte Begriffe?

Ist Gewalt per se „männlich“? Gibt es klare Geschlechterdefinitionen? Was ist genderkonform, was nicht? Wie gehen Männer und Frauen miteinander um? Und was hat sich seit 1968 eigentlich in Sachen Emanzipation getan?

Ausgehend von diesen Fragen hat sich die Theater-AG der Edertalschule Frankenberg elf Jahre nach „Medea“ wieder mit einem antiken Mythos beschäftigt. Kleists Stück bietet – trotz seiner sperrigen Sprache – einen großartigen Steinbruch, aus dem wir uns bedienen konnten.

Das Handlungsgerüst ist schnell erzählt: Heinrich von Kleists Tragödie „Penthesilea“ von 1808 beruht auf einem Stoff aus der griechischen Mythologie. Die Handlung spielt im Trojanischen Krieg um 670 v. Chr. und dreht sich um das kriegerische Werben der Amazonenkönigin Penthesilea um den griechischen Kriegshelden Achill.

Was sich hier als Kampf zwischen den Geschlechtern darstellt, ist für Penthesilea gleichzeitig ein Konflikt zwischen fühlendem Individuum und normativer gesellschaftlicher Ordnung, die diesem natürlichen Empfinden in extrem unnatürlicher Weise entgegensteht.

Indem Penthesilea ihren Gefühlen für Achill gemäß handelt, bricht sie das „Gesetz der Amazonen“, denen es verboten ist, sich selbst einen Liebespartner auszuwählen. Der Widerstreit, in dem sie sich befindet, zieht sich leitmotivisch durch das ganze Drama.

Ihr Versuch, sich den Regeln zu widersetzen, scheitert schließlich und resultiert auf grausame Weise im Tod von Achill.

Wir haben das Drama entkernt und verdichtet, den Zeitraum der Handlung in die Gegenwart verlegt und uns auf den zugrundeliegenden Konflikt konzentriert. Die eigentliche Handlung wird dabei immer wieder von Störungen durchbrochen, in welchen wir zeigen wollen, mit welchen Widerständen junge Frauen heute zu kämpfen haben.