Vier Fäuste für ein Halleluja – Goethes Faust goes Weste(r)n

2003

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Zugegeben, am Anfang stand eine Schnapsidee: „Faust“ spielen? Ach nein, das geht nicht – oder? Vier Fäuste? Da war doch was? Vier Fäuste für ein Halleluja! Aber das ist doch ein Western, eine Westernparodie und warum können die vier Fäuste (Faust hatte sich schon vervierfacht ...) nicht in den Westen fliegen anstatt auf den Blocksberg? Ja, so war die Idee geboren, und sie bekam Flügel.

Goethes guter alter Faust wurde von uns radikal gekürzt und verändert, dennoch werden Goethe-Liebhaber und Faust-Fans auf ihre Kosten kommen und mehr als einmal überrascht sein, weil wir einige Punkte gerade rücken müssen. Bei genauerer Betrachtung stellten wir nämlich fest, dass unser Goethe nicht weit genug gedacht hat. Zu sehr verfangen in seinem dualistischen Weltbild konnte er die volle Dimension seiner Faust-Figur nicht erkennen: „Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust“, eine unzulässige Verkürzung, eine Einschränkung der Perspektive! Es gibt schließlich mehr als zwei Seiten, so wie es Norden, Süden, Osten und Westen gibt. Also wohnen in der Brust unseres Fausts nicht zwei, sondern vier Seelen ... Auch die Entfaltungsmöglichkeiten der Menschen konnte unser Goethe höchstens erahnen. So mussten sich sein Faust und sein Mephisto mit Ausflügen in Deutschland (Brocken!) begnügen, im 2. Teil ging es immerhin in den Süden, aber der Westen war völlig out of order. Heute ist der Westen das Maß aller Dinge, der Traum vom Westen hat den Traum vom Süden längst abgelöst und der Western ist sozusagen die sinnbildliche Überhöhung des Westen: Der freie, ungebundene Mann erkämpft mit der Knarre in der Hand, was ihm zusteht ...

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