Momo - (k)ein Kinderstück

2015

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„Zeit ist Geld“, „schneller, schneller, schneller“, „beeil dich mal“, „du musst Zeit einsparen“ – wer kennt nicht diese oder ähnliche Aufforderungen? Die Schülerinnen und Schüler der Theater-AG fanden diese Statements, die ja auch einiges über den Wert der Ressource „Zeit“ in unserer heutigen Gesellschaft aussagen, so spannend, dass sie beschlossen, darüber ein Stück auf die Bühne zu bringen. Was lag also näher, als sich in diesem Jahr des Romans „Momo“ von Michael Ende anzunehmen? „Endes Roman und unsere Theaterfassung handeln davon, wie es dem Mädchen Momo gelingt, den Menschen die ihnen gestohlene Lebenszeit zurückzugewinnen. Die Grundidee ist modern“, so der neue Leiter der Theater-AG Thorsten Jech, „denn Arbeitszeitverdichtung, Schulzeitverkürzung, Lebensarbeitszeitverlängerung, permanentes Online-Sein in der digitalen Welt, Stress und Burnout sind zu festen Bestandteilen und Begleiterscheinungen unserer heutigen Welt geworden.“

Endes Roman beschreibt das Treiben der Organisation der grauen Herren. Sie will die Menschen in einer normalen Durchschnittsstadt dazu bringen, möglichst viel Zeit zu sparen. In Wahrheit aber geht es darum, die Menschen um ihre Zeit zu betrügen: Denn indes sie sich bemühen, Zeit für später zu sparen, vergessen sie, miteinander zu lachen und zu weinen, sich zuzuhören oder sich zu streiten, kurzum: miteinander zu leben. „Unsere Eigenproduktion beruht auf vielen Motiven, die wir dem Roman entnommen haben“, berichtet Jech. „Aber einen Roman kann man nicht so ohne Weiteres 1:1 auf die Bühne bringen. Deshalb haben wir einiges verändert, an die heutige Zeit angepasst, manches gestrichen, anderes hinzugefügt.“

So werden zum Beispiel – genderkonform – aus grauen Herren „Graue Damen und Herren“. Dem zielgerichteten Vorgehen der Grauen Damen und Herren stellen sich in der Bühnenfassung vor allem die Kinder der Stadt und insbesondere Momo entgegen. Momo ist ein Mädchen unbestimmten Alters, das vor allem eines kann: gut zuhören. So versucht sie, gegen die „neue Art zu leben“, die alle Menschen angesteckt hat, mit ihren Mitteln zu kämpfen. Doch nach und nach muss sie feststellen, dass auch ihre Freunde keine Zeit mehr für sie haben, eine von den Kindern initiierte Demonstration gegen die neue Lebensart scheitert, ihr Freund Beppo gerät in eine Zwangslage und der Fremdenführer Gigi erliegt den Verlockungen der neuen Zeit. Nachdem auch die Kinder „keine Zeit mehr haben“, steht sie nahezu allein, bis ihr auf fantastische Art und Weise Hilfe zuteil wird…

Bilder vom Stück